Frauke Beecks Bilder haben eine besondere Ausstrahlung. Das liegt sicher einmal an der Technik, mit der sie arbeitet. Es handelt sich in der Regel um Spraybilder, häufig in der Art von Hinterglasmalerei hinter Acrylglas gestaltet, manchmal auch auf Aluminium, Folie oder Papier. Es liegt aber auch in der besonderer Thematik, die sie interessiert und in der Art und Weise, wie sie die Bilder anlegt, so dass sie eine oft eigentümliche Stimmung ausstrahlen.

Häufig verwendet sie als Vorlage Fotografien, die sie gelegentlich über Jahre gemacht hat. Die fotografierten Motive übernimmt Frauke Beeck nicht 1:1, sondern sie verändert und verfremdet sie gerne mehr oder weniger. So mögen sie manchmal zwar vertraut erscheinen, sind aber trotzdem nicht genau identifizierbar.
Ihre Bilder weisen oft auch eine besondere, eigentümliche Farbigkeit, die den Eindruck hinterlässt, als basiere das Bild auf einer Schwarzweiß-Vorlage und sei hinterher aus der Phantasie koloriert worden. Bezeichnend auch die etwas kantig umrissenen Formen, die mit weicher Farbgestaltung und sanften Tonübergängen kombiniert werden, aber auch eine spezielle Technik, die solche malerischen Ergebnisse ermöglicht.

Sowohl in Bezug auf die Motivwahl als auch in Bezug auf ihre Formensprache basieren Frauke Beecks Bilder der letzten Jahre auf der Tradition der klassischen Popart. Klare, starke, grelle Farben, kontrastreiche Farbkombinationen und Motive aus dem Alltag sind dafür bezeichnend. Doch geht Frauke Beeck in ihrer Arbeit darüber hinaus. Sie integriert Texte, die nicht nur grafische Zeichen sind oder weisen etwa auf bewegte, blinkende Schriftzüge im Stadtbild hin, sondern haben eine eigene Qualität, die den Ausdruck des Bildes verändert und in eine bestimmte Richtung führt. Es sind eigene Texte in sachlichem Ton aber von eigentümlicher, heiter-poetischer Ausdrucksweise, es sind Verse, die an altertümliches Liedgut erinnern oder Schriftzüge, die z.B. als Werbung getarnt kritische Kommentare abgeben. Jedenfalls konterkarieren sie das oft harmlos aussehende Motiv durch unerwartete Anmerkungen und befremdende Anspielungen, und verleihen ihm so einen surrealen Charakter. Humor und Leichtigkeit charakterisieren oft die Werke von Frauke Beeck, und lassen häufig erst auf dem zweiten Blick Hintergründigkeit und kritische Kommentare durchscheinen.

Auch Ihre Arbeitsweise ist besonders. Frauke Beeck verwendet statt Pinsel und herkömmlichen Farbmitteln ein Sprayverfahren, eine Technik, die aus der Graffiti-Kunst an Wandmalereien seit den 60er Jahren bekannt ist. Dieses Technik verfeinerte und entwickelte sie zur Perfektion weiter. Damit gestaltet sie Bilder vorwiegend auf Acrylglas. Diesen transparenten Malgrund bearbeitet sie von beiden Seiten und erreicht damit eine besondere Räumlichkeit und Tiefe, die dem Bildmotiv eine seltsame Ausstrahlung verleiht. Das Arbeiten mit Schablonen trägt ebenfalls dazu bei, denn es bedingt eine Verknappung, eine Abstraktion der dargestellten Formen, was den Bildern trotz subtiler Farbnuancen etwas, Plakatives, Künstliches verleiht.

In ihren Bildern geht Frauke Beeck von Eindrücken aus verschiedenen Bereichen unserer Alltagswirklichkeit aus. Besonders ist in dieser Ausstellung eine Reihe von Schaufenster-Bildern zu sehen, 9 kleine und einige grossformatige Arbeiten, nach Fotografien von Schaufenstern, die sie über Jahre an verschiedenen Stellen in Bremen gemacht hat. Neu in diesen Bildern verwendet sie Neon-Farben, was die eigenartige, unkonventionelle Anmutung dieser Bilder unterstreicht.

Dr. Katerina Vatsella